Essigmutter selber ziehen und eigenen Essig herstellen

Ich habe schon alles mögliche ausprobiert und Essig herstellen war ein Projekt davon. Heute möchte ich euch berichten wie ich das gemacht habe.

Essig ist aus unserer Küche nicht mehr weg zu denken. Wir benötigen ihn für alles Mögliche. Zum Kochen, Putzen, Extrakte wie Oxymel oder Kräuterauszüge und vieles mehr. An sich ist Essig ein Würzmittel, aber er dient uns auch als Konservierungsmittel. Um Essig herzustellen benötigen wir Alkohol, wie in meinem Fall Apfelmost, der mittels Essigbakterien fermentiert wird. Wir haben daheim immer Apfelsaft, der irgendwann zum Most wird und später verarbeitet ihn meine Mutter zu Essig. Selbstgemachter Apfelessig ist großartig und ich verwende ihn unheimlich gerne für alle möglichen Ansätze. Unserem selbstgemachten Essig werden keine Zusätze beigemengt, wie Farbstoffe, Stabilisatoren usw. Schau doch mal ganz bewusst im Geschäft auf das Etikett und du wirst überrascht sein, was da so alles reingemischt wird. Ich gebe zu ich war tatsächlich entsetzt und unglaublich überrascht.

Leider liegt es schon an uns Konsumenten das schon bei so einfachen Lebensmitteln wie Essig gepanscht wird. Wehe das Produkt hat eine andere Farbe oder riecht nicht wie gewohnt meckern wir schon rum. Das ist der Grund, warum die Industrie dafür sorgt, dass wir immer dasselbe Produkt bekommen. Dabei entfernen wir uns immer mehr der Natur. Ist es doch normal, dass sich bei einem Naturprodukt der Geruch oder die Farbe verändert. Allerdings ist es nicht so schwer eine Essigmutter selbst zu ziehen und eigenen Essig herzustellen. Um das aber zu versuchen ist es schon ein großer Vorteil, wenn man aus eigenem Obst Saft gewinnen kann, der vergärt werden kann.

Selbstverständlich kann man auch gekauften ungeschwefelten Wein oder naturtrüben Saft verwenden. Ich finde die Methode mit Apfelessig am sichersten. Denn zuallererst benötig man eine Essigmutter. Wenn du jemanden kennst der dir ein Stück abtreten kann ist das großartig. Ansonsten zieh sie dir selbst.

Man benötigt dafür nur natürlichen Apfelsaft, Honig und Wasser.

essigmutter

© Marlies Schneider

100 ml Apfelessig naturtrüb
100 ml Wasser
1 EL Honig oder 1-2 EL Zucker

Alle Zutaten in ein Glasgefäß füllen mit weiter Öffnung, verrühren und mit einer Strumpfhose abdecken. Damit kein Staub in das Glas gelangt. Danach einfach an der Sonne reifen lassen. Es bildet sich nach ca.  2 – 3 Wochen die Essigmutter (sie gleicht dann erst mal einem undefinierbaren schwabbeligen Gebilde). Nach ca. 4 Wochen hat die Essigmutter Konsistenz und ist reif für den Einsatz.

Den kompletten Ansatz in 1 – 2 l naturtrüben Apfelsaft oder Bio-Wein (WICHTIG: ungeschwefelt) geben und nun für ca. 3 Monate in einem warmen Raum stehen lassen. Dabei wieder luftig abdecken (Windel oder Seidenstrümpfe eignen sich gut).

Die Essigmutter ernährt sich nun von deinem Ansatz. Wenn dein Ansatz nach Aceton riecht weißt du, dass deine Essigmutter arbeitet. Bei meiner Mutter verwenden wir für die Reifung große Mostfässer. Wenn der Essig nun fertig ist sinkt die Essigmutter ab und sie wird auch gerne etwas bräunlich. Dann wird die Mutter sorgfältig entfernt (auf einen sauberen Teller). Den Essig füllst du in saubere Flaschen. Es ist wie mit gutem selbstgemachtem Likör, denn umso länger du deinen Essig nun reifen lässt umso besser ist er. Vor der Verwendung kannst du ihn durch einen Kaffeefilter laufen lassen.

essigmutter-in-cava

© Marlies Schneider

Beachte: Je höher der Alkoholgehalt deines Weines war, um so saurer wird der Essig am Ende. Es kann sein das du den Essig noch verdünnen musst.

Wenn du nun deinen eigenen Essig hergestellt hast, kannst du ihn mit diversen Kräutern verfeinern. Du hast nun ein komplett selbstgemachtes Produkt. Edler geht es wohl kaum.

Für verschiedene Essige ist eine eigene Essigmutter zu empfehlen. Also für Apfelessig eine Apfelessigmutter, für Balsamico eine Weinessigmutter usw. Ich habe dafür schon meine Apelessigmutter geteilt und mit Wein angesetzt. Das funktioniert durchaus.

Achtung: Beachte, dass die Essigmutter immer in genügend Flüssigkeit liegt. Also füttere sie mit Wein oder Apfelmost weiter. Eine Essigmutter lebt lange, aber nicht ewig und es kann also sein, dass sie nach ein paar Jahren abstirbt.

 

© Marlies Schneider, Dipl. Kräuterexpertin FNL
Kräuterkurse, Kräuterwanderungen Vorarlberg
FNL Bezirksleitung Bregenz

Haftungsausschluss/Disclaimer

Ich muss aufgrund der Rechtslage darauf hinweisen, dass ich keine Medizinerin oder auch Kosmetikerin, Köchin bin. Alle Aussagen, die ich auf meinem Blog treffe über Wirkungsweisen/Eigenschaften von Kräutern, Rezepten, Rohstoffe basieren auf meiner persönlichen Erfahrung und Verwendung und aus der Volksheilkunde. Es handelt sich bei keinem meiner Blogbeiträge um ein Heilversprechen oder ähnliches diese basieren auf Erfahrungswerte der Volksheilkunde. Die Inhalte ersetzen keinen Gang zum Arzt. Eine Eigendiagnose kann nicht gestellt werden. Wenn du meine Rezepte nachmachst dann auf Eigenverantwortung.

Johanniskraut-Öl selbstgemacht

Vergangenes Wochenende durfte ich wieder bei einem Top-Referenten der FNL-Kräuterakademie verbringen. Die Sonne war gnadenlos und die Kräuterwanderung war absolut genial mit besonders schönen Eindrücken und netten Menschen. Österreichs Vegetation ist so vielfältig und interessant und wir hatten einen Menge Spaß.

Leider hat mich die Sonne aber an den Beinen ein klein wenig erwischt. Da ich meine Johanniskraut-Schüttellotion dabeihatte, war das aber rasch kein Problem. Selbstverständlich sollte man erst keinen Sonnenbrand bekommen aber hin und wieder erwischt es einen dann doch.

Johanniskraut (Hypericum perforatum) als Ölauszug ist wunderbar für die Hautregeneration und auch besonders hilfreich nach einem Sonnenbad, zur Narbenpflege, bei Prellungen oder Verstauchungen. Da ich mir sowieso eine Schüttellotion für den Körper aus Johanniskrautöl und Rosenhydrolat gemacht hatte, hatte ich meine Erste-Hilfe gleich mit im Koffer. Ein Sonnenbrand ist zwar nicht weg nach dem Auftragen von Johanniskrautöl aber es lindert die Schmerzen sehr rasch.

Für ein Öl-Mazerat gibt es ganz verschiedene Ansätze.

Hier meine Variante:

Ich stoße die Blüten, mit dem oberen Kraut der Pflanze, mit etwas Öl im Mörser an. Beachte, dass ich Knospen, Blüten und verblühte Pflanzenteile für das Mazerat verwende. Die verblühten Pflanzenteile benötige ich, um auch das wertvolle Hyperforin auszuziehen welches der entzündungshemmende Stoff ist und genauso wichtig wie das bekannte Hypericin. Witzigerweise sprechen aber viele immer nur vom antiviralen Hypericin und vergessen oft, dass noch viel mehr aus der Pflanze zu holen ist.

Jetzt muss man wissen, dass Hyperforin sich in der Sonne rasch abbaut. Hyperforin ist oxidations- und lichtempfindlich. Darum macht es keinen Sinn den Ölauszug an die Sonne zu stellen. Es wird leider immer und immer wieder so publiziert. Aber da schrillen bei mir alle Alarmglocken, denn Sonne und Öl ist keine gute Kombination. Es kommt zur Oxidation, das Öl wird viel zu rasch ranzig. Es sei denn du hast deinen Ölauszug in einem dunklen Glas, denn die Wärme ist sehr wohl für einen guten Ölauszug wichtig. Schlussendlich musst du es aber selbst beurteilen, wie du dein Öl herstellen willst. Manchmal denkt man einfach nur nicht daran oder aber man wusste es nicht besser und ist froh, wenn man mehr über die Herstellung von Ölmazeraten erfährt. (Die Forschungsgruppe von Dr. Schempp / Freiburger Universitäts-Hautklinik empfiehlt die Extraktion im Dunklen vorzunehmen. Sogar im Mittelalter wurde das Johanniskrautöl dunkel ausgezogen, lt Ursel Bühring: Praxis-Lehrbuch Heilpflanzenkunde)

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen es bedarf keine Sonne, um ein schönes Rotöl zu erhalten. Beachte aber, je nach verwendetem Öl wird das Mazerat heller oder dunkler. Klassisch wird Olivenöl verwendet, manche schwören sogar darauf. Das Öl selbst ist schon grünlich und das Rotöl wird eher dunkel. Verwendest du Sonnenblumenöl wird das Rotöl heller bleiben. Wie du auf meinem Foto sehen kannst. In meiner Heilpflanzenjahresausbildung, vor einigen Jahren, habe ich gelernt, dass ein Sonnenkraut auch mit einem Sonnenöl ausgezogen werden soll. Nun ich mache allerdings immer zwei Mazerate eins aus Olivenöl und eines aus Sonnenblumenöl und verwende sie unterschiedlich.

Wenn du das Pflanzenmaterial etwas im Mörser verrieben hast kannst du das Glas mit Öl aufgießen und das Ganze mit einem Tuch bedeckt ausziehen lassen. Ein Tuch sollte deshalb verwendet werden damit noch Feuchtigkeit entweichen kann und dies dauert ein paar Tage. Damit kein Staub ins Glas gelangt gibt man ein Tuch darüber. Nach ein paar Tagen kannst du das Glas verschließen, dann haben sich die Kräuter meist auch abgesenkt und nun lässt du sie für 4-6 Wochen ausziehen.

Wenn du ein noch stärkeres Öl möchtest kannst du das Pflanzenmaterial nach dieser Zeit abseihen und die Prozedur wiederholen nur, dass du als Menstruum dein fertiges Rotöl verwendest und nicht nochmal das Öl deiner Wahl. Du nimmst also neue Kräuter (zerstoßen) und übergießt diese mit dem Rotöl. Beachte, dass dies dann ein sehr starkes Mazerat ergibt.

Dein Rotöl kannst du nun für Salben, zur Narbenpflege oder was auch immer verwenden oder aber du machst eine Schüttellotion daraus.

Beachte: Johanniskraut fördert nicht wirklich die Lichtempfindlichkeit wie oft behauptet, wenn man von einem gesunden Menschen ausgeht. Dazu gibt es inzwischen seriöse Studien. Man würde schon höhere Dosen an Johanniskraut-Präparaten benötigen damit man von einer Lichtempfindlichkeit sprechen könnte. Es empfiehlt sich im Bedarfsfall Rücksprache mit dem Hausarzt zu halten.

Hier geht es zum Rezept: Johanniskraut-Schüttellotion

Tipp: Wenn du unbedingt ein Sonnenauszug herstellen willst kannst du auch zusätzlich einen Dunkelauszug herstellen und die Öle anschließend mischen.

© Marlies Schneider, Dipl. Kräuterexpertin FNL
Kräuterkurse, Kräuterwanderungen Vorarlberg
FNL Bezirksleitung Bregenz

 

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