
Pflanzliches Glycerin ist eine fast geruchlose und eine farblose dickflüssige Substanz. Es handelt sich dabei um eine natürliche Substanz und gehört zur Gruppe der Zuckeralkohole. Es wird unter anderem aus Palmen-, Soja-, oder Kokosöl gewonnen.
Pflanzliches Glycerin ist eine weitere Möglichkeit, um Pflanzenextrakte herzustellen. Im englischsprachigen Raum kennt man dieses Auszugsverfahren schon sehr lange. Warum dieses Auszugsverfahren bei uns noch nicht richtig bekannt ist, ist mir eigentlich schleierhaft.
Glycerin wurde so um 1789 entdeckt und wird schon seit ungefähr 1846 für Pflanzenauszüge gebraucht. Es ist nicht gleichzusetzen wie eine alkoholische Tinktur, ich glaube da kommt bis lang kein Auszugsverfahren hin. Aber Glycerin bietet immerhin eine Alternative zur alkoholischen Tinktur. Wasserlösliche Stoffe und auch Farbstoffe wie zum Beispiel Anthocyiane, welche zu den Flavonoiden zählen, lassen sich mit Glycerin wunderbar ausziehen.
Bei Glycerite handelt es sich also um pflanzliche Auszüge, bei denen das Lösungsmittel Glycerin ist. Um so einen Auszug zu machen, empfehle ich auf pflanzliches Bio-Glycerin zurück zugreifen. Diese Art eines Kräuterauszuges ist für all jene die gerne auf alkoholische Tinkturen oder Extrakte verzichten möchten aus welchen Gründen auch immer. Es ist eine Tinktur, die für Kinder tauglich ist und durch den süßen Geschmack gerne eingenommen wird. Zudem ist sie nicht so stark im Wirkstoffgehalt als eine alkoholische Tinktur, welches wir bei Kindern gerne bevorzugen. Auch bei den Gemmo-Mazeraten kommt pflanzliches Glycerin zum Einsatz. Jedoch ist in einem Gemmo-Mazerat nach der originalen Rezeptur von Dr. Pol Henry auch Alkohol enthalten.
Um Glycerite selbst herzustellen benötigt man trockene oder frische Kräuter/frische Lebensmittel wie Obst oder Gemüse fein zerhackt oder mit dem Stabmixer zerkleinert. Diese werden mit pflanzlichem Glycerin übergossen und für mindestens ca. 2 Woche ausgezogen besser sind ca. 4 Wochen. Jeden Tag werden diese Auszüge geschüttelt.
Glycerin wird öfters in der Kosmetik verwenden. Wir können somit ein Glycerit als Wirkstoff bis maximal 10% in unser Kosmetikprodkut hinzugeben. Wenn du Glycerin zu hoch dosierst, kann es die Haut austrocknen und diesen Effekt wollen wir vermeiden. Diese goldene Regel sollte man also besser beachten. Aber im Grunde kannst du das Glycerin bei jedem Kosmetikrezept durch Glycerite austauschen.
Um einen Pflanzenauszug mit Glycerin herzustellen benötigst du die Zugabe von Wasser.
Beachte, wenn man zu viel frisches Pflanzenmaterial verwendet, bekommt man zu viel Wasser in das Produkt. Damit das Glycerin konserviert und diese Eigenschaft nicht verliert sollte ein Anteil von idealerweise 60-80% Glycerin und ungefähr 20-40 % Wasser enthalten sein. Nun musst du berücksichtigen, dass eine Gurke wesentlich mehr Wasser enthält als eine Blüte.
Es gibt bei uns hauptsächlich zwei verschiedene Produkte von Glycerin zu kaufen. Ein Produkt enthält 99,5% Glycerin und 0,5% Wasser. Das zweite Produkt enthält 86,5% Glycerin und 13,5% Wasser.
Für getrocknetes Material benötigt man Wasser, um die Pflanzenstoffe besser auszuziehen. Es ist somit kein Problem, wenn du ein Glycerin von 86,5% verwendest und den Auszug mit getrocknetem pflanzlichem Material herstellst. Du kannst also noch 6,5% – 26,5% Wasser dazu geben.
Machst du aber ein Gurken-Glycerit oder generell ein Glycerit aus frischem pflanzlichem Material kannst du durchwegs ein Glycerin von 99,5% verwenden. Die Gurke enthält, wie schon erwähnt, viel Wasser und es ist nicht nötig noch zusätzlich Wasser zu deinem Auszug zu geben. Bei frischen Lebensmitteln kannst du sehr schwer genau berechnen ob und wie viel zusätzliches Wasser du benötigst.
Das Glas sollte der herzustellenden Menge angepasst werden. Es wird bei frischem Material 1/2 – 3/4 voll gefüllt und mit Glycerin 99,5% übergossen. Eventuell benötigst du noch Wasser dazu.
Bei getrockneten Pflanzen wird 1/3 Pflanzenmaterial und mit 86,5% Glycerin übergossen. Selbstverständlich kannst du hierbei auch 99,5% Glycerin verwenden aber dann muss eben Wasser beigemengt werden. Die Kräuter sollten gut bedeckt sein. Jeden Tag durchmischen oder schütteln vermeiden. In den ersten Tagen öffne ich das Glas immer einmal kurz besonders wenn ich mit frischem Lebensmitteln arbeite.
Über die Haltbarkeit wird viel diskutiert. Ein Jahr ist bei ordentlicher Herstellung gegeben. Ich habe aber auch schon gelesen es solle bis zu 3 Jahren kein Problem darstellen. Ich denke es ist einfach besser kleine Mengen zu produzieren und lieber wieder frische Glycerite zu mazerieren. Glycerin fungiert ähnlich wie ein Konservierer. Nun ist es aber so, dass du trotz Abfiltern, dein Glycerit nie ganz schwebstofffrei bekommst. Stelle ich also ein Kosmetikprodukt her würde ich klassisch konservieren. Nun steht es dir frei für welchen Konservierer du dich entscheidest.
Für den kosmetischen Zweck kannst du deine Glycerite auch mit etwas Alkohol konservieren.
Als Ersatz für eine alkoholische Tinktur für die innere Einnahme kannst du deine Tinktur in eine dunkle Flasche mit Tropfaufsatz füllen oder einfach einen Teelöffel davon einnehmen. Aber auch in den Tee kannst du einen Teelöffel geben, solltest du Schwierigkeiten mit der Einnahme haben.
Viel Spaß beim Experimentieren und Ausprobieren!
© Marlies Schneider, Dipl. Kräuterexpertin FNL
Kräuterkurse, Kräuterwanderungen Vorarlberg
FNL Bezirksleitung Bregenz
Haftungsausschluss/Disclaimer
Ich muss aufgrund der Rechtslage darauf hinweisen, dass ich keine Medizinerin oder auch Kosmetikerin, Köchin bin. Alle Aussagen, die ich auf meinem Blog treffe über Wirkungsweisen/Eigenschaften von Kräutern, Rezepten, Rohstoffe basieren auf meiner persönlichen Erfahrung und Verwendung sowie aus der Volksheilkunde. Es handelt sich bei keinem meiner Blogbeiträge um ein Heilversprechen oder ähnliches. Die Inhalte ersetzen keinen Gang zum Arzt. Eine Eigendiagnose kann nicht gestellt werden. Wenn du meine Rezepte nachmachst dann auf Eigenverantwortung.